F. Scott Fitzgerald - Der große Gatsby
Die Illusion des amerikanischen Traums: Gatsbys tragische Geschichte.
Vorwort:
Als ich vor ein paar Monaten mit Instagram begonnen habe, war meine Hauptfrage, in welcher Sprache ich meine Posts verfassen sollte. Ich konnte mich nicht zwischen Englisch und Deutsch entscheiden. Meine erste deutsche Rezension Ende Mai brachte mir aufgrund der geringen Resonanz keine Antwort. Anfang August bescherte mir der Algorithmus unerwartet viele Follower aus dem deutschen Sprachraum, und somit war meine Frage beantwortet. Dennoch hatte ich ein mulmiges Gefühl, denn ich wollte mich mit englischer Literatur in Originalsprache befassen. Dies führte mich zu der Entscheidung, auch englischsprachige Literatur für die deutschsprachige Leserschaft zu rezensieren. In diesem Sinne möchte ich heute eine Kritik über „Der große Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald teilen.
Rezension:
„Der große Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald ist ein Klassiker der amerikanischen Literatur, der erstmals 1925 veröffentlicht wurde. Der Roman erzählt die Geschichte von Jay Gatsby und seiner unerwiderten Liebe zu Daisy Buchanan, vor dem Hintergrund des rauschenden Lebens der 1920er Jahre in Amerika. Diese Epoche, auch als „The Roaring Twenties“ bekannt, war geprägt von wirtschaftlichem Aufschwung, kulturellem Wandel, und Exzessen, aber auch von sozialen Disparitäten und moralischer Ambivalenz.
Der Roman, erzählt aus der Perspektive von Nick Carraway, spielt in den Sommermonaten des Jahres 1922 auf Long Island und in New York City. Nick ist der Nachbar von Jay Gatsby, einem reichen Mann, der regelmäßig ausschweifende Partys in seinem Haus veranstaltet, in der Hoffnung, dass Daisy Buchanan, seine verlorene Liebe, eines Tages erscheinen wird. Daisy ist mit Tom Buchanan verheiratet, und beide leben nur wenige Kilometer entfernt. Während der Roman sich entfaltet, werden die komplexen Beziehungen zwischen den Charakteren enthüllt, und Gatsbys tragische Vergangenheit und seine obsessive Liebe zu Daisy kommen ans Licht.
Fitzgerald verwendet eine Reihe von Symbolen und Metaphern, um die Themen des Romans zu vertiefen. Das grüne Licht am Ende von Daisys Dock symbolisiert Gatsbys Träume und Hoffnungen und seine unerreichbare Liebe zu Daisy. Ein weiteres Symbol im Roman sind die Augen von Dr. T.J. Eckleburg, die auf einer Werbetafel abgebildet sind und über die Landschaft blicken. Diese Augen können als allsehender Blick Gottes interpretiert werden, der über die moralische Verderbtheit und die sozialen Missstände der Gesellschaft wacht. Gatsbys prächtige Partys sind ein Symbol für die Exzesse und die Oberflächlichkeit der Gesellschaft, und sein einsames Sterben ist eine Metapher für die Isolation und das Scheitern des amerikanischen Traums. Durch diese Symbole und Metaphern zeigt Fitzgerald die Illusionen und Enttäuschungen, die die Charaktere und die Gesellschaft als Ganzes prägen.
Fitzgeralds Sprache ist kunstvoll und präzise, und der Aufbau des Romans ähnelt einem Drama. Die Dialoge sind mehrdeutig und liefern keine direkten Antworten, sondern lassen die Handlungen und Bewegungen der Charaktere die inneren Welten enthüllen. Die feinen Details und Anspielungen im Buch sind besonders bemerkenswert und verleihen der Erzählung eine Bühnenqualität.
Obwohl der Roman sprachlich hervorragend ist und eine reiche Symbolik und Metaphorik aufweist, fand ich die Handlung grundlegend und relativ unaufregend. Gatsbys oberflächliches Glück und seine von Eitelkeit getriebenen Erfolge waren zwar interessant, aber aus heutiger Sicht nichts Bahnbrechendes. Die tiefgehende Selbstreflexion und die thematisierten sozialen und moralischen Aspekte waren jedoch ansprechend und zum Nachdenken anregend.
„Der große Gatsby“ eignet sich für Leser, die sich für die literarische Analyse von Sprache, Symbolik und gesellschaftlichen Themen interessieren, und für diejenigen, die die Feinheiten und subtilen Andeutungen in der Literatur zu schätzen wissen. Für Leser, die eine packende und innovative Handlung suchen, mag das Buch jedoch nicht die richtige Wahl sein